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Aus FdA wird FdA

Wie gestern (dem 21. 3. 2013) bekannt gemacht wurde, hat sich das "Forum deutschsprachiger Anarchist*innen" in die "Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen" umbenannt. Damit wird laut eigenen Angaben dem Wachstum der FdA Rechnung getragen.

Dies ist keine allzu große Überraschung, denn der Ansatz der FdA wies stets in die Richtung des Föderationskonzept, wie es in anderen Regionen der Welt tiefer verankert ist. Wer meine Beiträge zu einer Organisationstheorie des Anarchismus gelesen hat (Teil 1, Teil 2), weiß auch, dass ich diesem Konzept kritisch bis ablehnend gegenüber stehe. Meines Erachtens geht der Versuch einer großen handlungsfähigen Organisation, notwendig auf Kosten des anarchistischen Anspruches.

Über die Verlautbarung der Umbenennung selbst lässt sich nicht allzu viel sagen. Schlauerweise distanziert sich die FdA in dieser auch von einem Vertretungsanspruch aller deutschprachigen Anarchist*innen, dennoch habe ich die Befürchtung, dass die Wahrnehmung des Anarchismus zunehmend über die FdA vermittelt geschehen könte.

Mir scheint auch der Organisierungsgrad einer Bewegung in diesem Schreiben zu sehr mit ihrer Stärke verwechselt zu werden. Es sei nur an die best organisierte Arbeiter_innenorganisation des frühen 20. Jhd. erinnert: Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Und sie hatte dem Faschismus trotzdem nichts entgegenzusetzen, um von der restlichen Entwicklung der SPD ganz zu schweigen.

Ich denke, die beste Unterstützung, die jene Anarchist_innen, die sich der FdA nicht anschließen, leisten können, ist auf sie ein wachsames und kritisches Auge zu bewahren. Kritik ist schließlich nicht mit einer feindseligen Haltung zu verwechseln.


Kommentare

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Wer die Hoffnung auf eine aktive anarchistische Bewegung hat sollte zum jetzigen Zeitpunkt fast jeden Organisationsversuch begrüßen. Kritisieren bringt vor allem dann etwas, wenn man eine Auswahl hat. Deshalb kann ich Tulis Ablehnung nicht so recht nachvollziehen. Aber ich denke er will auf eine wichtige Frage hinaus: Wozu eigentlich Föderation?

Und überhaupt, wozu eigentlich Organisation? Ich sehe da zwei Seiten, eine funktionale und eine identitäre.

Funktional heißt, nach den konkreten Funktionen einer Organisation zu fragen: Welche Aufgaben erfüllt unsere Organisation? Welche Ressourcen stellt sie uns als Mitgliedern zur Verfügung? Welche Schnittstellen bietet sie nach außen? Was ist nötig, um diese Funktionen zu erfüllen?

Identitär heißt, nach der Identität eine Organisation zu fragen: Wer sind wir? Wer soll und kann beitreten? Mit welchen abstrakten Zielen und weltanschaulichen Vorstellungen identifizieren wir uns? Welche Ansichten sind akzeptabel, welche nicht? Für wen sprechen wir?

Wenn sich Menschen zusammenschließen gehört wohl beides dazu, aber eine libertäre Organisation sollte sich vor allem funktional definieren. In einer Organisation, die zum Selbstzweck geworden ist, die vor allem der Identitätsstiftung dient und deren konkrete Ziele diffus sind, da bilden sich autoritäre Strukturen leichter aus (siehe z.B. organisierte Religion). Die Pressemitteilung der FdA geht aber hauptsächlich auf den identitären Aspekt ein. Ich dagegen frage mich: Kann ich von der FdA Fördergelder für ein Medienprojekt bekommen oder einen Lautsprecherwagen für eine Demo ausleihen?

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Die Trennung zwischen funktional und identitär ist auf jeden Fall ein Punkt. Ich würde sagen, dass diese Unterscheidung zum Beispiel bei Stirner und seiner Trennung zwischen Verein und Gesellschaft geradezu zentral ist. (Eine interessante theoretische Frage ist, inwiefern die Ebenen getrennt werden können, beziehungsweise wann die analytische Trennung sinnvoll ist.)

Meine Ablehnung hängt neben diesem Punkt damit zusammen, dass ich größere Organisationen generell eher kritisch betrachte. Wegen eben jener Tendenz, die in der Soziologie so schön "Das eherne Gesetz der Oligarchie" heißt. Aber das habe ich ja länger in meinem Organisationstext ausgeführt.

"Kritisieren bringt vor allem dann etwas, wenn man eine Auswahl hat." Hier bin ich einmal anderer Meinung. Kritisieren bringt vor allem dann etwas, wenn es etwas zu kritisieren gibt. Auch wenn ich in einer Lage nichts besser machen kann, möchte ich wissen, was an ihr schlecht ist.
Zudem wirkt Kritik meines Erachtens auch produktiv, sie eröffnet (oft) neue Möglichkeiten.

Ich denke mit deinen Fragen am Schluss hast du auch einen positiven Aspekt, den eine solche Föderation haben kann, angedeutet. Sie kann die Partizipation verallgemeinern, indem sie die persönlichen Kosten für Teilhabe senkt.